Vom Home-Office zu effizienteren Organisationen

Es ist Ende April 2020. Corona hat uns nach wie vor im Griff. Teilweise werden erste Lockerungen in Aussicht gestellt, doch viele Unternehmen kämpfen nach wie vor um ihre Existenz. Die neue Normalität, die vielerorts im Zusammenhang mit Abstands-, Hygiene- und Einschränkungsregeln in Verbindung gebracht wird, wird auch nachhaltig die Wirtschaft betreffen.

Vergleicht man die mediale Präsenz innerhalb unseres Netzwerks von Mitte März, kurz vor den Einschränkungen, mit der Ende April, kurz vor möglichen Lockerungen, stellen wir fest, dass die anfängliche Euphorie zum Thema Home Office und digitaler Zusammenarbeit jetzt der harten Realität gewichen ist – jedenfalls scheint es so. Viele Menschen sehnen sich nach einer Rückkehr ins Büro, nach mehr Struktur, Abstand von den eigenen vier Wänden und manchmal auch der eigenen Familie. Nachvollziehbar angesichts der Einschränkungen der vergangenen Wochen.

Was durch diese Betrachtung leider in den Hintergrund gerät, ist die fehlende Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung. Und das kann zu einem falschen Schluss führen: nicht das Home-Office selbst ist das Problem, sondern die fehlende Ausgestaltung und damit effektive Nutzung dieser Alternative zur Büro-Präsenz.

Wir plädieren für eine Nutzung des Home-Office als das, was es ist bzw. sein kann: eine alternative Form der Zusammenarbeit:

  • Eine Ergänzung oder Alternative, keine Einschränkung
  • Eine umweltschonende Maßnahme, z.B. durch Einsparung der Fahrt ins Büro
  • Eine zeitsparende Alternative, die mehr Zeit für die Familie bedeuten kann (wenn sinnvoll gestaltet)
  • Eine äußerst produktive Arbeitsweise, wenn richtig genutzt

Wie man diese Art der Zusammenarbeit sinnvoll gestalten kann, von Führungskraft bis Mitarbeiter, haben wir im Rahmen einer Seminarreihe und weiteren Formaten erarbeitet.

In dieser Hinsicht ergänzen sich die Hinweise und Ratschläge auch in punkto Organisationsmaßnahmen für produktive und effiziente Entwicklungsmethoden, -Prozesse (und damit auch für das Thema Systems Engineering).

Damit die neue Normalität in vielen Unternehmen auch unter den Aspekten Organisationsgestaltung, Zusammenarbeitsmodell, Kultur und Führungsstil nicht der der Vergangenheit entspricht, sollte man jetzt entschlossen und nachhaltig handeln.

Was kann man konkret machen?

1)    Home-Office als Alternative zur Büroarbeit etablieren – Keine Quote, kein Zwang, aber eben ein offener Umgang, es ergebnisoffen ausprobieren zu können

2)    Als Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen und alternative Zusammenarbeitsmodelle, flexibles Arbeiten fördern und zur Nutzung ermutigen

3)    Erste Strukturen schaffen für ein ortsunabhängiges Arbeiten. Was fürs Home-Office gilt, gilt besonders für die virtuelle Zusammenarbeit über mehrere Standorte – Nicht nur Software-Tools, IT-Equipment, etc. sind wichtig, sondern auch Vorgehensweisen, Abläufe, Methoden

4)    Austausch unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fördern, möglichst offen und transparent

5)    Die Kompetenz intern aufbauen: konsequent und langfristig

6)    Sich externe Hilfe holen für diese Aufgabe

Home-Office ist keine Erfindung der Corona-Krise: es gab es vorher und es wird es auch hinterher geben. Das Home-Office kann eine Alternative zum Präsenzarbeiten sein. Nicht für jeden Job, nicht für jedes Individuum und nicht von heute auf morgen.

Wenn es grundsätzlich möglich ist, eine Arbeit aus dem Home-Office durchzuführen, dann kann man aktiv an der stetigen Verbesserung arbeiten. Nicht nur für Pandemien, sondern für eine alternative Zusammenarbeitsform unter Nutzung moderner Werkzeuge und offenen Vorgehensweisen. Davon profitiert nicht nur das Individuum, sondern auch das Team. Damit hilft man einer Organisation nicht nur auf das nächste Level im Home-Office, sondern auch im Zusammenarbeiten mit unterschiedlichen Standorten besser zu werden.