Nicht erst seit Herbert Diess‘ Rede ist klar, dass sich nicht nur Volkswagen,
sondern die gesamte deutsche wie auch internationale Automobilindustrie
digitalisieren muss. Das trifft auf die Produkte zu, zu denen in Zukunft
hauptsächlich nicht physische, also digitale Produkte, zählen sollen, als auch
auf den Weg, wie diese entstehen. Das gilt für Automobilhersteller selbst, wie
auch deren Zulieferer. Eine ganze Industrie muss sich neu erfinden.
CES und Co. zeigen Jahr für Jahr die Produkt-Innovationen, mit denen die Kunden
zukünftig rechnen können. Technologiefirmen, Automobilhersteller und
-Zulieferer und weitere zeigen, was sie können und wo ihre Reise hingeht. Das
sieht nicht nur vielversprechend aus, sondern fasziniert zukünftige Endkunden
und rückt die Beteiligten in ein gutes Licht.
Sobald die Scheinwerfer aus sind, das Catering abgebaut und das Konfetti
weggefegt wurde, finden sich viele Akteure genau dort wieder, wo sie auch schon
vor einigen Jahren waren: in einer Welt, die sich den neuen Herausforderungen
und Produktentwürfen der Zukunft gern stellen möchte, es aber kaum schafft,
ihre Organisation darauf vorzubereiten und in die Lage zu versetzen, die
Veränderungen aktiv und richtig zu gestalten.
Es handelt sich um eine Herausforderung, die für die Automobilindustrie mit
ihrer Tradition und Geschichte völlig neu ist. Die Organisation, die
jahrzehntelang dafür sorgte, technisch am Puls der Zeit, innovativ und selbst
antreibend unterwegs war, weiß nun nicht so recht weiter. Das Getriebe ist ins
Stocken geraten. Die Räder drehen sich zwar, aber nicht immer synchron,
manchmal sogar gegenläufig.
Die Entwicklung von Hardware- und Software ist für die Automobilindustrie nicht
neu. Klar, Hardware-Entwicklung war schon immer kennzeichnendes Element der
Automobilbranche. Und die Herausforderungen der Mechanik und Mechatronik, sowie
die damit einhergehende, u.a. hardware-nahe Software-Entwicklung wurden
entweder eingekauft oder in kleinen Teams beim Hersteller direkt vorgenommen.
Was fundamental neu ist, ist die Möglichkeit, die hoch-technologisierte
Hardware durch immer mehr Software zu anzureichern. Die Wertschöpfung verschiebt
sich zunehmend zur Software. Und die Strategie-Abteilungen der Hersteller- und
Zulieferer haben ihre Nordsterne bereits auserkoren: Software-Unternehmen
möchte man werden. Und damit die Vorteile in Form von schnelleren
Produkt-Entwicklungszyklen, vielfältigen Produkten und höheren Margen
anstreben. Und setzen damit die Abläufe und ausführende Organisation vor
immense Herausforderungen.
Dazu kommt eine immer größer werdende Veränderungsgeschwindigkeit. Diese ist
u.a. geprägt durch neue Technologien, steigende Marktbedürfnisse als auch sich
erhöhende Gesetzesanforderungen. Die Anforderungen haben sich verändert, die
Kompetenzprofile erneuert, die Taktrate ist gestiegen – Im Ergebnis ein
komplexes Gesamtbild für jeden Akteur.
Das bietet die Möglichkeit Produkte und Dienste in Zukunft schneller zu
entwickeln, flexibler einzusetzen und on-demand dem Kunden anzubieten.
Notwendig werden damit aber auch neue Produktentwicklungsmethoden, neue
Software-Kompetenzen sowie die Einführung von agilen Produktentwicklungs-Ansätzen,
um nur einige zu nennen.
Die Folge ist, dass ganze Entwicklungs-Organisationen aber auch angrenzende
Bereiche zunehmend verunsichert sind. Sie sollen quasi über Nacht komplett neue
Technologien beherrschen, als auch ihre über Jahre eingeschliffenen
Entwicklungsmethoden und -Abläufe anpassen. Gleichzeitig und möglichst gestern.
Bei steigenden Gesetzes- und Qualitätsansprüchen. Jedem außenstehenden wird
schnell klar, dass das kein alltägliches Unterfangen ist.
Und doch findet man in den Chefetagen der Entwicklungsleiter von Herstellern
und Zulieferer meist nur Schwerpunkte auf der Verbesserung und Innovation von
technischen Produkten (Software oder Hardware). Die Organisation muss sich
hingegen meist selbst helfen und „wird sich schon zusammenraufen“.
Es wird daher Zeit, dass man diesen Organisationen hilft, sich selbst zu
helfen. Ihnen gezielt zeigt, wo sie anfangen können, was ggf. vernachlässigt
werden kann und wie sie gestärkt und motiviert durch diese herausfordernden
Zeiten kommen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Auch wir leisten mit unseren
Seminaren und Beratungsansätzen dort einen Beitrag
.
Im ersten Schritt reicht es, wenn verantwortliche Vorstände und Führungskräfte
erkennen, welche Last und Doppelanstrengung auf ihren Organisationen lasten.
Denn mit der Erkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt getan. Auf dem Weg
zum Software-Unternehmen müssen im Übrigen noch ganz andere Herausforderungen
bewältigt werden, so dass eine Organisation, die sich selbst helfen kann und an
sich glaubt, in jeder zukünftigen Lage, die bessere Basis ist.